Windknoten – Tailing Loop

“I’d recommend any aspiring MCI to read everything they can get theirs hand on, and then question every single thing in those publications, and work out if it is true or not. I haven’t read a single book without faults… but even in the worst books I have found gems worth pondering about.”

Lasse Karlson

In vielen Büchern findet man Darstellungen von Wurfschlaufen, die eigentlich als geschlossene Schlaufe bezeichnet werden müssten, jedoch fälschlicherweise als Windknoten bzw. Tailing-Loop bezeichnet werden. Ein typisches Beispiel zeigen diese beiden Abbildungen:

Hier kreuzt das Fly-Leg (so nennt man den Teil des Schnurbogens, an dem die Fliege angebunden ist) das Rod-Leg. Viele halten dies für einen der klassischen Wurffehler, dabei ist es gerade bei weiteren Würfen völlig normal, daß die Schnur aufgrund der Gravitation unter die Höhe der Rutenspitze abfällt und damit – zumindest, aus der seitlichen Perspektive betrachtet – das Rod-Leg kreuzt.

Ein echter Windknoten (Tailing-Loop) sieht ziemlich genau so aus, wie auf den folgenden Abbildungen dargestellt und kann zu den berüchtigten Schnurknoten führen.

Ein relativ interessantes Bild (siehe Diskussion auf sexyloops.com) ergibt sich, wenn sich die Schlaufe während des Wurfes verändert. Je nach Perspektive des Betrachters kann sich der Windknoten zu einem „Windkringel“ verändern.

Entstehung eines Windkringels

Tailing-Loops sieht man in der Regel bei Werfern, die bereits einige Wurferfahrung haben, also eher bei fortgeschrittenen Anfängern. Es gibt eine Reihe von Wurffehlern, die zu einem Tailing-Loop führen. Alle diese Wurffehler haben eine Gemeinsamkeit, nämlich eine „kurzzeitige“ Abweichung des vorgesehenen Weges der Rutenspitze. 

Ich schreibe hier explizit, daß es sich um eine kurzzeitige Abweichung handelt. In der Regel folgt der vorgesehene Weg der Rutenspitze näherungsweise einer geraden Linie (SLP – Straight line path). Bei einem Tailing-Loop bewegt sich die Rutenspitze aber nur am Anfang und am Ende auf einer gedachten Geraden und nimmt zwischendurch kurzfristig einen konvexen Weg, was sich dann im oben abgebildeten Schlaufenbild widerspiegelt.

Ein komplett konvexer Weg würde genau wie ein komplett konkaver Weg (Scheibenwischer) dazu führen, daß sich die Schlaufe weit öffnet, im Falle des konvexen Weges allerdings nach unten statt wie beim konkaven Weg nach oben. Das können Sie ganz leicht selber überprüfen, einen Tailing-Loop werden Sie so nicht erzeugen.

Welche Fehler führen also zum Tailing-Loop? Zunächst mal sollte zum Verständnis klar sein, daß die Spitze einer komplett steifen Rute bei einem normalen Wurfablauf, bestehend aus Translation und Rotation, stets einen vollständig konkaven Weg zurücklegen wird. Die flexible Rute wird sich während der Bewegung jedoch durchbiegen und somit den Abstand zwischen Rutenhand und Rutenspitze verkürzen. Beim idealen Wurf muß die Biegung also gerade so stark sein, daß aus dem konkaven Weg ein nahezu gerader Weg wird.

Fehlerquellen:

  1. Wird die Rute ungleichmäßig also z.B. während des Weges abrupt beschleunigt, wird dadurch die Rute kurzzeitig zu stark gebogen und der Abstand zwischen Rutenhand und Spitze zu klein. Der gerade Weg wird also zwischenzeitlich verlassen und man erhält einen Tailing-Loop.
  2. Nach dem Rückwurf wird die Rute zunächst ein Stück weit nach vorne bewegt (creeping), wodurch sich der Rutenweg für den Vorwärtswurf verkürzt. Dies kann in manchen Fällen sogar absichtlich geschehen (drag) um die Schnur zu straffen, führt aber bei den meisten Werfern eher dazu, daß sie über den gekürzten Rutenweg wieder bei 1.) landen.
    Das Gegenteil von (creeping) ist das sogenannte Driften. Hierbei handelt es sich um eine fortgeschrittene Technik um den Wurfweg zu verlängern und noch wichtiger um das Nachschwingen der Rutenspitze zu verringern, den Wurfablauf also etwas entspannter zu gestalten. Das Driften sollte man aber erst erlernen, wenn man den Doppelzug beherrscht und mit Tailing-Loops eigentlich nichts mehr am Hut hat.
  3. Ganz schlimm und dabei so leicht zu vermeiden: Lose Schnur! So viele Werfer machen diesen Fehler, einen Wurf zu starten ohne zuvor ihre Fliegenschnur zu straffen. Bei loser Schnur (slack line) hat die Rute kaum die Möglichkeit sich zu biegen. Erst wenn die Rute soweit bewegt wurde, daß irgendwann während des Rutenweges die Schnur gestrafft ist erfährt die Rute eine entsprechende (plötzliche) Aufladung, was wiederum zu einer abrupten Biegung und damit zu einer Abweichung von der Geraden und daraus resultierend zu einem Tailing-Loop führt.

Tailing-Loops verhindert man also in den meisten Fällen dadurch, daß man lose Schnur vermeidet und die Rute progressiv beschleunigt.

Das Artikelfoto wurde übrigens von Benjamin Vetter im letzten Frühjahr geschossen. Für Fotografieinteressierte ist die Seite sicher einen Blick wert.

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