Die Fettflosse der Salmoniden

Wir alle kennen dieses, für Salmoniden (und andere) typische kleine Ding hinter der Rückenflosse. Fettflosse oder Adipose genannt, obwohl man heute weiß, allzu groß ist der Anteil an Fettzellen nicht.

Jahrhunderte lang dachte man, die Adipose sei schlichtweg irgend ein verkümmertes unnützes Anhängsel und bis in die heutige Zeit hinein werden Salmoniden zwecks wissenschaftlicher Untersuchungen mittels Adiposenbeschnitt markiert.

Der hydrodynamische Nutzen

In letzter Zeit zeigen Forschungen jedoch, daß es die Adipose als sensorisches Organ fungiert, welches die Navigation in strömungsreichem Gewässer zu unterstützen scheint. Die Adipose enthält offenbar ein komplexes Nervensystem unterstützt durch eine Vielzahl von sternförmigen Glialzellen, die normalerweise im Gehirn und Rückenmark zu finden sind [1]. Also ist es vielleicht gar keine so gute Idee Fische auf diese Art und Weise zu markieren?

Auswirkungen eines Adiposenschnittes

Untersuchung

Um die Auswirkungen eines Adiposenschnittes zu untersuchen wurden von Forschern einige Salmoniden nacheinander in ein Strömungsbecken gesetzt und ihr Schwimmverhalten (z.B. Schwanzbewegungen pro Minute) jeweils eine Minute lang bei verschiedenen Strömungsgeschwindigkeiten gefilmt. Anschließend wurden alle Fische in Narkose versetzt und bei der Hälfte der Fische die Adipose entfernt. Nach einer angemessenen Erholungsphase wurde das Experiment erneut durchgeführt [2].

Insgesamt gab es sieben solcher Experimente, in denen unter anderem die Fischgrößen variiert wurden.

Ergebnisse

Bei den Untersuchungen kam ein recht breites Spektrum der Ergebnisse heraus. So scheint der Effekt auf Fische mittlerer Größe am ausgeprägtesten zu sein, diese benötigten nach dem Adiposenschnitt eine bis zu 22% höhere Schlagfrequenz der Schwanzflosse um in der Strömung standzuhalten, während bei kleinen und großen Fischen keine oder nur geringe Veränderungen im Schwimmverhalten festgestellt wurden.

Anmerkungen

Eine Beeinträchtigung durch Nachwirkungen der Narkose kann insofern ausgeschlossen werden, als daß sowohl die beschnittenen Fische als auch die nicht beschnittenen Fische aus der Kontrollgruppe in Narkose versetzt wurden.

Die Möglichkeit, daß das energetisch schlechtere Schwimmverhalten auf Streß zurückzuführen ist, kann allerdings nicht vollständig ausgeschlossen werden. Nichtsdestotrotz und das ist meine persönliche Meinung, sollte diese Untersuchung Anlaß genug sein, sich über alternative Möglichkeiten der Markierung Gedanken zu machen.

Literatur

  1. Buckland-Nicks, J. A., M., Gillis, and T. E., Reimchen. 2011. Neural network detected in a  presumed vestigial trait:  ultrastructure of the salmonid adipose fin, Proceedings of the Royal Society B, 279: 553-563
  2. T.E. Reimchen, N.F. Temple; Hydrodynamic and phylogenetic aspects of the adipose fin in fishes, Canadian Journal of Zoology (2004)

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