Wie man einen Fliegenfischerurlaub nicht planen sollte

Zwischen Wäldern und eindrucksvollen Berghängen transportiert die Soča kristallklares, türkis schimmerndes Bergwasser, vom Triglav-Nationalpark im Nordwesten Sloweniens in Richtung Adriaküste.

Wer hier hinkommt und nicht sofort die Fliegenrute zücken möchte, hat auf meiner Seite eigentlich nichts zu suchen. Naja, mir ging es jedenfalls so und da ich ein hervorragender Urlaubsplaner bin, habe ich Watzeugs, ein paar Ruten sowie ‘ne Unterhose zum Wechseln in meinen Bulli geschmissen und mich ins Abenteuer gestürzt.

Über den Vršič-Paß bei Kranjska Gora ging es erstmal 1611 m nach oben, wo mich nicht nur eine atemberaubende Kulisse empfing, sondern auch zwei Einheimische darauf bestanden, einen Teil des Weges mit mir gemeinsam zu bestreiten.

Auf der anderen Seite des Passes begleitet man die Soča von der Quelle bis hinunter nach Bovec oder wenn man mag auch noch weiter.

Laut Karte laufen im kleinen Örtchen Bovec mehrere interessante Flüsse zusammen, für mich war somit klar, daß dies der perfekte Ausgangspunkt für die drei Tage sein würde, die mir hier zur Verfügung standen. Als Standplatz habe ich Camp Toni gewählt, der zusammen mit zwei weiteren Campingplätzen direkt am Flußufer gelegen ist. Hier wurde erstmal alles aufgebaut, was man beim Camping so mitschleppt.

Der Platz ist ähnlich wie die benachbarten Plätze eher einfach gehalten, dafür aber sehr entspannt. Die anderen Gäste sind ebenfalls waschechte Fun- und Extremsportler, tragen allerdings statt der sexy Wathosen doofe Helme. Und tatsächlich hätte ich dort auch durchaus mein Packraft an seine (eher meine) Grenzen bringen können aber, da ich zum Fliegenfischen hergekommen bin, habe ich natürlich Helm und vor allem Neoprenanzug zu Hause gelassen (Auf die Stirn schlagender Emoji).

Kommen wir aber endlich zu dem Teil, weswegen ich den Artikel überhaupt angefangen habe, nämlich zu meiner äußerst dämlichen Planung. Am Campingplatz angekommen, musste ich erstmal feststellen, daß sich der LTE-Balken einzig in der Nähe meines Frontscheibenwischers zumindest schonmal irgendwo im unteren Bereich einpendelte. Mit einer, für vorbeikommende, merkwürdig anmutenden Körperhaltung versuchte ich nun erstmal eine Lizenz zu kaufen. Online kam ich da leider nicht allzu weit aber ich fand zumindest heraus, daß es in Bovec eine Verkaufsstelle für die verschiedenen Lizenzen gibt. Tja, jetzt hatte ich natürlich schon alles aufgebaut, verknotet und ausgerichtet, fahren kam also nicht mehr in Frage, außerdem hatte ich einen echt guten Platz erwischt, der wäre ziemlich sicher weg, wenn ich jetzt nochmal losführe. Also…

  • Tag 1: Mittags zu Fuß in die Stadt und für ein paar verbleibende Stunden 75€ zahlen? „Nee, da guckste Dir erstmal das Wasser an“, war mein Gedanke. Tja, was soll ich sagen, das sieht schon recht anspruchsvoll aus und wirklich gut am Fluß entlang bewegen geht hier leider auch nur über ca. 300m, davor und danach wollte ich mich ehrlich gesagt nicht in die Strömung wagen. Und im 5-Minutentakt ballern hier Kajaks durch… Erkenntnis des Tages: Man muß hier mobil sein! Ich schreibe also einen Guide an.
  • Tag 2: Der Guide meldet sich und muß mir leider mitteilen, daß er und seine Kollegen komplett ausgebucht sind (mmh, eigentlich klar). Er fragt noch nach, ob denn Tag 3 auch in Ordnung wäre, was ich bejahte. Danach bin ich mit der Rute ans Wasser und hab’ ohne Fliege zumindest ein bißchen so getan als ob.
  • Tag 3: Leider gab es auch für Tag 3 keinen Guide und das Wetter war auch nicht mehr so gut wie bei meiner Ankunft, eher gewittrig. Ziemlich genervt von meiner eigenen Blödheit hab ich dann mittags zusammengepackt und bin wieder nach Hause gefahren.

Das Ende vom Lied: ich bin vermutlich einer der ganz wenigen Fliegenfischer, die es schaffen, drei Tage in einem Traumrevier zu verbringen ohne eine einzige Fliege auf dem Wasser abzulegen.

Nur wenige aussichtsreiche Stellen in erreichbarer Umgebung des Campingplatzes…
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So sah es ein paar Kilometer entfernt aus…

Lizenzen bekommt man hier:

Und hier noch eine Karte mit den Regularien.

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