Das Fliegenfischen ermöglicht es einem auf nahezu jede Fischart zu angeln, man muß allerdings der Ehrlichkeitshalber zugeben, daß dies nicht immer die effizienteste Methode ist. Die dem Fliegenfischen zugeschriebene Eleganz leidet mit zunehmender Größe und Schwere des angebotenen Köders. Ich bin kein großer Freund davon 30cm große „Fliegen“ mit einer Sinkschnur auszuwerfen, weil es einfach beschissen aussieht.
Da dieser Artikel ganz klar die Einsteiger ansprechen soll, verzichte ich bei meinen „Einkaufslisten“ auf die Empfehlung von Fliegen, die deutlich fortgeschrittene Wurffähigkeiten verlangen.
1. Trockenfliegen
Als Trockenfliegen werden Köder bezeichnet, die auf der Wasseroberfläche schwimmen. Sie imitieren sehr häufig Eintags- und Köcherfliegen, können aber auch jedes andere Tierchen, das an der Oberfläche schwimmt nachbilden.
Der Klassiker: Eintagsfliegen
Die typische oder klassische Trockenfliege erkennt man an einem relativ buschigen Kranz aus Federhecheln, der dafür sorgt, daß die Oberflächenspannung des Wassers den Fliegenkörper an der Oberfläche hält. Um diesen Effekt zu verstärken werden diese Trockenfliegen gerne mit etwas Fett eingerieben. Dazu reicht in der Regel bereits eine kleine Menge. Man kann sich z.B. vor dem Fischen etwas Lippenbalsam auftragen und die Fliege dann je nach Bedarf kurz zwischen die Lippen nehmen. Man kann aber auch einfach etwas Fett auf die Fingerspitzen verteilen und dieses danach vorsichtig in die Hecheln einmassieren.
Adams
Die Adams kann aufgrund ihrer Einfachheit ein breites Insektenspektrum darstellen. Je nach Größe und Farbe paßt die Silhouette unter Wasser – also letztlich das, was der Fisch sieht – zu allen erdenklichen Eintagsfliegen. Die Adams schwimmt mit ihrem kompletten Fliegenkörper auf der Wasseroberfläche und wird dann gefischt, wenn Eintagsfliegen während der Eiablage oder als totes Insekt angeboten werden sollen.
Klinkhamer
Auch die Klinkhamer imitiert eine Eintagsfliege. Ihr Körper schwimmt aber aufgrund der Bindeweise und Hakenform nicht vollständig auf der Wasseroberfläche. Der Hakenschenkel und ein Teil des Fliegenkörpers tauchen in die Oberfläche ein, so daß es aus Sicht der Fische aussieht, als schlüpfe eine Eintagsfliege gerade aus ihrer Chitinhülle.
Köcherfliegen
Trockenfliegen kommen auch noch in anderen Variationen vor. Im Gegensatz zu den Imitationen der Eintagsfliegen werden Köcherfliegen (engl. sedges; amerik. caddis) häufig mit Rehhaar gebunden. Wer mal Köcherfliegen an der Wasseroberfläche beobachtet hat, erkennt auch gleich den Vorteil des vergleichsweise stabilen Rehhaars. Oftmals bewegen sich die Köcherfliegen in kurzen „Sprints“ mit einem deutlich hörbaren ffffffffrrrrpppt übers Wasser. Mit den relativ empfindlichen Federn wie man sie für Eintagsfliegen verwendet, könnte man diese Bewegungen nicht allzu lange nachahmen.
Ein weiterer Vorteil: Das Winterfell der Rehe ist innen hohl und schützt so zum einen die Tiere vor Kälte, und zum anderen unsere Fliegen vor dem Absaufen. Ein Einfetten ist bei diesen Fliegen nicht unbedingt nötig.
Terrestrials und Brotfliegen
Eine weitere Art der Trockenfliegen wird gebunden, um damit Landinsekten (sog. Terrestrials) zu imitieren. Im Sommer, wenn das Gewässer von Gras umgeben ist, kann eine Heuschrecke durchaus mal den angepeilten Grashalm verpassen und so im Wasser landen. Für die Fische sicher ein gefundenes Fressen. Die angebotene Hopper-Fliege darf entsprechend auch gerne etwas auf dem Wasser aufplatschen und auch mit ein wenig Bewegung kann hier durchaus mal experimentiert werden. Als Bindematerial kommt neben Federn und Fell häufig Schaumstoff zum Einsatz. Die gleichen Bindematerialien bieten sich nicht nur für Landinsekten an, auch Brotkrümel oder gar kleine Landsäugetiere sind Muster, die man in vielen Shops kaufen kann.
2. Naßfliegen
Optisch sehen sich Naß- und Trockenfliegen sehr ähnlich. In der Praxis lassen sich bei vielen Trockenfliegen wie z.B. der Adams, ganz einfach die Hecheln kürzen oder im Nachhinein etwas nach hinten binden, so daß die Schwimmfähigkeit reduziert wird. Man kann natürlich auch von vornherein eine Fliege so binden, daß sie möglichst schlechte Schwimmeigenschaften aufweist.
Bei Naßfliegen sind die Hecheln meist etwas stromlinienförmiger angeordnet. Ein paar leichte Züge an der Fliegenschnur sorgen dafür, daß die Hecheln sich mit Wasser vollsaugen und die Fliege knapp unterhalb der Oberfläche präsentiert wird.
Für Einsteiger eignen sich Naßfliegen besonders gut, da sie sehr leicht zu werfen und zu präsentieren sind. Einfach ein paar Meter schräg stromabwärts die Fliege ins Wasser bringen und den Rest der Strömung überlassen. Die Fliege wird sich dabei in einem Bogen bewegen, bis die Fliegenschnur in Strömungsrichtung gestreckt ist. Am Ende dieses sog. Wet-Fly-Swings ruhig noch ein paar Sekunden warten!
3. Nymphen
Mit den bisherigen Fliegen begaben wir uns an die Wasseroberfläche oder knapp darunter. Die meiste Zeit verbringen die Fische allerdings in Grundnähe. Nicht nur, daß der Aufenthalt dort aufgrund der langsameren Strömung energieeffizienter ist, auch der Schutz vor Räubern aus der Luft ist ein vernünftiges Argument für tiefere Wasserschichten. Mit sogenannten Nymphen werden z.B. Eintagsfliegen, Köcherfliegen oder Steinfliegen in ihrem Larvenstadium nachgebildet. Nymphen können im weiteren Sinne aber auch andere Arten von Fischfutter in Grundnähe imitieren, wie z.B. Bachflohkrebse oder auch Fischlaich.
Um die Nymphen unter Wasser zu bekommen, werden sie mehr oder weniger stark beschwert. Dazu kann z.B. Draht aus Kupfer oder anderen Materialien um den Hakenschenkel gewickelt werden. Eine weitere häufig vorkommende Methode sind sogenannte Kopfperlen aus Messing, Kupfer oder Wolfram (engl. Tungsten), die vor dem Binden auf den Haken geschoben werden. Selbstverständlich kann man auch eine Naßfliege oder leicht beschwerte Nymphe (der Übergang ist fließend) unter Wasser bringen, in dem man ein paar Bleischrote (heutzutage gibt es ökologisch bessere Alternativen) an das Vorfach klemmt.
Einkaufsliste
Der Einsteiger ist aufgrund der Fülle an Möglichkeiten oft überfragt, welche Fliegen er sich für den Einstieg kaufen soll. Aus diesem Grund stelle ich hier eine Liste zusammen, von der ich denke, daß man mit diesen Fliegen für sehr viele Situationen gut aufgestellt ist. Ich fische die meiste Zeit des Jahres in kleinen bis mittleren Bächen und Flüssen in einer typischen Mittelgebirgsregion. Wenn Sie an gänzlich anderen Gewässern unterwegs sein sollten, fragen Sie lieber erstmal einen ortskundigen Fliegenfischer ob er Ihnen evtl. behilflich sein kann die Liste anzupassen.
- Adams oder Adams 2
- Klinkhamer oder Klinkhamer 2
- Köcherfliege oder Köcherfliege 2
- Ein paar Naßfliegen ähnlich wie auf dem Bild oben
- Pheasant Tail
- Bachflohkrebs
Von diesen Mustern würde ich Fliegen in unterschiedlicher Größe kaufen. Wobei die Größe 14 ein ganz vernünftiges Mittelmaß ist. Auch von den sogenannten CDC-Fliegen sollte man sich ein paar gönnen. CDC-Fliegen haben den selben Zweck wie die oben aufgeführten Fliegen, werden jedoch mit den Federn gebunden, die sich bei der Ente rund um die Bürzeldrüse befinden (Croupion de Canard). Enten verteilen mit ihrem Schnabel das von der Bürzeldrüse erzeugte Fett in ihrem Federkleid, wodurch dieses wasserabweisend wirkt. Die CDC-Federn sind besonders fein strukturiert und weisen eine sehr hohe Oberfläche auf, was sie besonders schwimmfähig macht. CDC-Fliegen müssen übrigens nicht extra gefettet werden.