Eintagsfliegen bestimmen (2)

Im ersten Teil haben wir uns auf die Bestimmung der Gattungen aus den Familien Caenidae und Baetidae konzentriert und dabei zunächst eine grobe Unterscheidung anhand der Flügel- und der Schwanzfädenzahl vorgenommen. Die Einteilung in passende Familien anhand dieser beiden Kriterien ist kein Hexenwerk, sondern von jedem machbar der bis vier zählen kann. Für die nächstfeinere Einteilung in Gattungen mussten wir zusätzlich die Äderung der Hauptflügel detaillierter betrachten.

Familie Ephemeridae

In diesem Teil widmen wir uns den „Prototypen“ einer jeden Maifliege, nämlich den Mitgliedern der Familie Ephemeridae. Wie in den meisten Familien gibt es auch in dieser verschiedene Gattungen. In Europa ist jedoch nur die Gattung Ephemera beheimatet, auf die wir uns hier entsprechend konzentrieren möchten.

Kommen wir nochmal zurück auf die Tabelle aus dem ersten Teil:

Anzahl FlügelAnzahl SchwanzanhängeFamilieGattung
22BaetidaeCloeon
23CaenidaeCaenis
42Heptageniidae
Siphlonuridae
Baetidae
weitere
Merkmale
nötig
43Ephemeridae
Ephemerellidae
Leptophlebiidae
weitere
Merkmale
nötig

Die Bestimmung der durchgestrichenen Familien stellt für uns mittlerweile kein Problem mehr dar, schauen wir uns also unser neuestes Zielobjekt einmal genauer an.

Als erstes haben wir in dieser Familie 4 Flügel in Verbindung mit 3 Schwanzfäden. Um nun eine Unterscheidung zu den anderen beiden denkbaren Familien vornehmen zu können müssen wir uns an dieser Stelle wieder die Flügel etwas genauer anschauen.

Flügelbesonderheit: Gattung Ephemera

Für Europa können wir hier eine kleine Abkürzung nehmen und uns direkt mit den gattungstypischen Merkmalen beschäftigen.

Sehr auffällig bei der Gattung Ephemera sind die dunklen Schattierungen (Flecken) auf den Flügeln. Weiter erkennt man im Gegensatz zu den Baetidae, die Hinterflügel der Ephemeridae sehr deutlich.

An der Stelle sind wir tatsächlich bereits am Ziel angelangt:

Entdecken wir innerhalb Europas eine Eintagsfliege mit vier Flügeln, drei Schwanzanhängen und gefleckten Flügeln haben wir es mit einem Exemplar der Gattung Ephemera zu tun. Von den sechs Arten dieser Gattung sind aufgrund der Verbreitung lediglich zwei Arten für den Fliegenfischer von Bedeutung. Nach dem Schlupf bilden die Männchen meist etwas abseits der Gewässer Schwärme.

Die vielen Fliegenfischern bekannte Ephemera danica schwärmt im Gegensatz zu ihrer nahen Verwandten Ephemera vulgata häufig in den Kronen umstehender Bäume, während Ephemera vulgata in Bodennähe schwärmt (1. Unterscheidungsmerkmal).

Die beiden Arten lassen sich zudem anhand der Färbung ihrer Hinterleibe unterscheiden. Bei Ephemera danica sind lediglich die hinteren Segmente mit einer braunen Färbung versehen (siehe Titelbild), wohingegen bei Ephemera vulgata die Färbung – wenn auch mit abnehmender Intensität – bis hoch zum Kopf vorhanden ist (2. Unterscheidungsmerkmal).

Die Weibchen fliegen zur Paarung in die Männchenschwärme ein und legen anschließend die befruchteten Eier auf der Wasseroberfläche ab. Ihr biologischer Zweck ist nach der Eiablage erfüllt und so treiben die toten Weibchen nun auf der Wasseroberfläche stromabwärts.

Für den Fliegenfischer ist wieder das Verhalten der Larven interessant. Ephemera hält sich bevorzugt in ruhigen Gewässerbereichen mit sandigem oder schlammigem Boden auf. Im Larvenstadium gräbt sie sich kleine „Wohngänge“, in denen sie sich aufhält, so kommt es bei ihnen seltener zu einem verdriften. Nachahmungen sollten also vorwiegend während eines Schlupfes und dann als Aufsteiger gefischt werden.

Bekannt für aufsehenerregende Schlüpfe sind neben den Gewässern (chalk streams) in Großbritannien vor allem die Wiesent, die Fischa in Österreich und einige der großen Voralpenseen.

Literatur

Für die Recherche zu diesem Artikel habe ich wieder die Bücher Entomologie für Fliegenfischer (Reisinger, Bauernfeind und Loidl) und Insektenkunde für Fliegenfischer (Jürgen Schrodt) herangezogen.

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