Wenn es beim Doppelzug in den Rutenringen anfängt zu kratzen, ist das so, als ob man mit hektisch blinkender Motorkontrolleuchte mit Tempo 200 über die Autobahn fährt. Erst letzten Herbst bat mich ein Bekannter darum, seine Ruten-Schnur-Kombi einmal auf “Stimmigkeit” zu prüfen. Angefangen mit ein paar Metern Schnur außerhalb der Spitze wollte ich diese stückchenweise verlängern um die Keule rauszubekommen. Das funktionierte allerdings nur sehr sehr schlecht, was wohl auch der Grund für meinen Bekannten war, an der Qualität der Kombi zu zweifeln. Beim Einsatz der Zugunterstützung war die Ursache sofort akustisch wahrnehmbar. Die Schnur hatte seit sie über die Ladentheke ging, noch nie irgendeine Pflegeerfahrung gemacht. Das Werfen klang als würde jemand mit seinen Fingernägeln über eine Tafel kratzen, es hörte sich schlichtweg falsch an.
Da ich meine Schnurpflegeutensilien eigentlich immer in der Tasche habe, ließ sich das Problem direkt vor Ort lösen. Der Unterschied war wie Tag und Nacht! Die Schnur glitt leise durch die Ringe und ließ sich spielend schießen.
Für die Pflege kann man entweder spezielle aber leider auch völlig überteuerte Schnurpflegemittel verwenden oder man verwendet ganz einfach Silikonöl. Den Silikonöl-Tip habe ich übrigens von Paul Arden aus dem Forum sexyloops.co.uk übernommen. Ich glaube, wenn dieser Weltklassewerfer damit zurecht kommt, kann das nicht wirklich schlechter sein als das teure Zeugs. Natürlich fülle ich mir das Öl in ein handlicheres Gefäß ab, um nicht die große Pulle mit mir rumschleppen zu müssen. Persönlich verwende ich zum Auftragen die kleine grüne (früher rote) Box von Umpqua:

Die Filzauflagen werden dazu einfach mit dem Öl getränkt und anschließend kann man die Schnur bei geschlossener Box durch die beiden Einkerbungen ziehen. Die Schnur wird somit in einem Durchgang gereinigt und geschmiert. Das macht man natürlich nicht erst wenn einen die Schnur anschreit, sondern regelmäßig.
Beim Silikonöl sollte man auf die Viskosität (Zähflüssigkeit) achten. Als Einheit wird hier das Stokes (eigentlich Centi-Stokes) verwendet, diese wird mit cSt abgekürzt. Wasser hat eine Viskosität von 1 cSt, für uns brauchbare Werte liegen im Bereich 10 – 100 cSt.
Ein weiterer Faktor, der die Reibung zwischen Schnur und Rute erhöhen kann, ist natürlich die Rute selber. Gerade zu Saisonbeginn kann es nicht schaden einmal die Ringe und ganz besonders den Spitzenring zu untersuchen und die Rute mit etwas Cockpitspray zu reinigen. Letzteres ist ein mündlich gegebener Tip von Rainer Syre – Vielen Dank dafür!