Beim Fliegenfischen unterscheidet man in erster Linie zwei Arten von Vorfächern. Zum einen die gezogenen und zum anderen die normalen Vorfächer, wie man sie von jeder anderen Angelei her kennt.
Gezogene Vorfächer
Gezogene Vorfächer sind zur Spitze hin verjüngt, die wichtigsten Kenngrößen sind somit der Spitzendurchmesser und der sogenannte „butt“-Durchmesser, also der Durchmesser des dickeren Endes. Da das dickere Ende an die Fliegenschnur geknotet wird, kann die Fliegenschnur ihre Kraft beim Ausrollen besser auf das Vorfach übertragen. Tatsächlich funktioniert diese Kraftübertragung am besten mit einem richtigen Knoten:
Beim Spitzendurchmesser gibt es zwei gängige Systeme. In unseren Breiten kommen meistens die bekannten Milimeterangaben vor. Es gibt aber auch das „X-System“, das ich an dieser Stelle etwas genauer erläutern möchte.
Das X-System
Im X-System werden Spitzendurchmesser mit 7X, 6X, …, 1X, 0X, 02X, … 06X bezeichnet. Die Größe 7X entspricht dabei einer recht dünnen Spitze von ca. 0,10mm, 06X etwa 0,42mm. Das System ist etwas komisch aufgebaut, denn um den Spitzendurchmesser in Tausendstel „Inch“ (1″ = 25,4mm) zu erhalten, muß man die Zahl vor dem X von 11 abziehen. Die Zahlen von 01X – 06X werden dagegen addiert.
Beispiel 7X: man rechnet 11 – 7 = 4 und erhält somit 0,004″ bzw. 0,004 * 25,4mm = 0,10mm.
Beispiel 0X: 11 – 0 = 11, also ist der Durchmesser 0,011″.
Beispiel 06X: wie bereits erwähnt, werden bei 01X… 06X die Zahlen addiert. Man erhält also 11 + 6 = 17 und somit für den Durchmesser 0,017″.
Ein kurzer Tip:
Es gibt eine Pi-mal-Daumen-Regel für den Zusammenhang zwischen Fliege und verwendeter Vorfachstärke. Angenommen man hat eine Fliege auf Hakengröße 14, dann teilt man diesen Wert durch 3 und erhält dann die Vorfachstärke im X-System, hier also etwa 5X.
Die Länge des Vorfaches
Bei gezogenen Vorfächern findet sich meistens noch eine Längenangabe wie z.B. 9ft oder 12ft auf der Verpackung, dabei entspricht 1ft etwa 30cm. Die Länge des Vorfaches richtet sich zum einen daran, wie klar das Wasser und wie scheu die Fische sind, zum anderen aber auch daran, ob man in der Lage ist die entsprechende Länge überhaupt gestreckt auf dem Wasser abzulegen. Je vorsichtiger man sein muß um die Fische nicht zu verscheuchen, desto länger sollte das Vorfach sein. Als typische Allroundlänge gilt häufig die Rutenlänge.
Einsatz gezogener Vorfächer
Der Vorteil gezogener Vorfächer liegt in erster Linie bei den Ausrolleigenschaften. Durch das dicke Ende und die Verjüngung hin zur Spitze (Tippet) kann die Kraft der Fliegenschnur optimal auf das Vorfach übertragen werden. Dies ist bei der Trockenfliegenfischerei von Vorteil, da die Fliege so auf Wunsch möglichst weit von der für Fische sichtbaren Fliegenschnur präsentiert werden kann.
Normale Vorfächer
Ein gezogenes Vorfach hat aber auch Nachteile, diese werden immer dann offensichtlich, wenn es darum geht, einen Köder unter Wasser anzubieten, wie z.B. beim Nymphenfischen. Gerade in Fließgewässern, wo die Strömungsgeschwindigkeit mit der Tiefe abnimmt, hat das gezogene Vorfach den Nachteil, daß sich hierbei das dickere Ende des Vorfachs in den oberen (schneller fließenden) Wasserschichten befindet, währen der dünne Teil mit der Nymphe Richtung Grund absinkt. Die schnellere Fließgeschwindigkeit übt allerdings auf den dickeren Teil des Vorfachs einen entsprechenden Zug aus, so daß die Nymphe nach oben gezogen wird und sich zudem unnatürlich schnell, bzw. schneller als die Fließgeschwindigkeit in Grundnähe, bewegt.
Beim Präsentieren einer Nympfe im Fließgewässer ist also ein normales – nicht verjüngtes Vorfach – klar im Vorteil.