Feines Fischen im Mittelgebirge – Wie kleine Nymphen große Wirkung zeigen

Vom Forellenfluss mit Vergangenheit

Unser mittelgebirgiger Heimatfluss ist kein großes Gewässer – aber er hat Charakter. Wechselnde Strukturen, klare Rauschen, tiefe Züge, kiesige Rinnen. Seit Jahren befischen Lars und ich dieses Gewässer, meist auf Bachforelle. Der Bestand ist gesund, die Fische kräftig, viele davon wahre Musterexemplare für ein Gewässer dieser Größe.

Von den Äschen hören wir lange Zeit fast nur in den Erzählungen der älteren Vereinsmitglieder. Immer wieder schwärmen sie von früheren Jahrzehnten: große Schwärme von Kapitalen Äschen und steigenden Fischen, die jedes sauber präsentierte Muster dankbar annahmen. Für uns bleibt es über Jahre hinweg eine nostalgische Legende – schön, aber fern.

Bewährte Muster – bis ein Detail alles verändert

Unsere Fischerei verläuft konstant: Streamer für die tieferen Abschnitte, Nassfliegen in den flacheren Abschnitten, größere Nymphen in den etwas tieferen Rauschen. Alles funktioniert. Alles ist zuverlässig. Und alles bleibt gleich.

Bis Lars eines Tages im März plötzlich etwas anders macht.

Wir stehen in einer breiten Rausche, die Sonne bricht durch die Bäume, das Wasser schimmert leicht bernsteinfarben. Ein perfekter Frühlingstag, aber noch etwas kühl. Ich bemerke, wie Lars ungewöhnlich lange an seinem Vorfach arbeitet. Erst als ich näher komme, erkenne ich den Grund: eine winzige Nymphe, Größe 18 – fast schon filigran.

„Zu leicht für die Strömung?“ frage ich.

„Vielleicht“, sagt er. „Vielleicht auch genau richtig.“

Die überraschende Begegnung

Sein erster Wurf driftet sauber entlang einer Strömungskante zu einer kompakten Kehrströmung. Die Nymphe sinkt zügig und driftet entspannt durch. Leicht belustigt wende ich mich gerade ab, als Lars zur zweiten Drift ansetzt…. im selben Augenblick hebt er die Rute. Keine typische Forellenflucht. Stattdessen ein ruhiger, gleichmäßiger Druck.

Wenige Sekunden später liegt eine perfekte Äsche im Kescher. Silbrig, klare Flossen, rund 32 Zentimeter. Eine Äsche, wie man sie eher in alten Vereinsgeschichten vermuten würde als an unserem Abschnitt.

„Zufall?“ frage ich.

Lars grinst nur und startete den nächsten Wurf.

Zwei Jahre später – ein neues Kapitel

Was damals mit einem Experiment begann, ist längst Teil unserer Fischerei geworden. Feines Gerät, dünne Spitzen, kleine Muster. Viel kontrollierte Drift. Viel Aufmerksamkeit für Details.

Und das Ergebnis? Bemerkenswert.

Wir fangen weiterhin unsere typischen, kraftvollen Forellen – doch hinzugekommen ist etwas, das wir fast nicht mehr erwartet hatten: Äschen. Regelmäßig. In guter Zahl. Und in beeindruckenden Größen.

Mehr als einmal durften wir Fische um die 45 Zentimeter bestaunen – makellos, elegant, mit jener charakteristischen Rückenflosse, die im klaren Wasser fast wie ein schmaler Regenbogen wirkt.

Zwischen Vergangenheit und Zukunft

Wenn wir heute am Fluss stehen, verstehen wir plötzlich ein Stück jener alten Erzählungen. Die Äschen sind nicht zurück, weil wir die Zeit zurückgedreht hätten. Sie sind es, weil wir gelernt haben, den Fluss neu zu lesen – feiner, genauer, geduldiger.

Und manchmal, wenn die Abendsonne flach steht und eine einzelne Rückenflosse durch die Oberfläche schneidet, wissen wir:

Die guten alten Zeiten sind vielleicht wieder da. Manchmal muss man sie nur mit einer Größe-18-Nymphe wiederfinden.

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